Slow Sex

In einer Welt, die von Hektik und Eile geprägt ist, gibt es ein Konzept, das die Art und Weise, wie wir Intimität erleben, grundlegend verändert: Slow Sex. Dieser Ansatz revolutioniert die traditionelle Vorstellung von sexuellen Begegnungen und setzt auf bewusste, langsame und sinnliche Erfahrungen, die nicht nur körperlich, sondern auch emotional erfüllend sind. Bei dem Namen Slow Sex denken viele Menschen zuerst, dass es sich dabei um lediglich langsamen Sex handelt. Zwar beinhaltet dieses Konzept tatsächlich eine Reduzierung des Tempos, jedoch geht es nicht einfach darum, die gewohnten Handlungen nur langsamer auszuführen. Vielmehr steht Slow Sex für die bewusste Ausrichtung auf andere Aspekte während des Intimkontakts und betont dabei die innere Einstellung als zentrales Element.

Es gibt drei Grundprinzipien im Slow Sex:

  1. Entspannung: Eine muskuläre Entspannung ist von zentraler Bedeutung, ebenso wie das Loslassen von mentalen Blockaden, Kopfkino und vorherigen Erwartungen.
  1. Achtsamkeit: Dies bedeutet, im gegenwärtigen Moment zu verweilen und bewusst darauf zu achten, was tatsächlich in der momentanen Situation präsent ist.
  1. Absichtslosigkeit: Der Fokus liegt nicht auf vordefinierten Zielen, sondern darauf, das zu tun, was sich natürlicherweise aus der gegenwärtigen Situation heraus entwickelt.

Es hat sich als sinnvoll herausgestellt, Slow Sex nicht von heute auf morgen umzusetzen und die*den Partner*in damit zu überrumpeln, sondern Slow Sex in einzelnen Phasen gemeinsam zu lernen. In den ersten drei Phasen wird die Erregung geringgehalten und bis hin zu letzter Phase langsam gesteigert:

In der ersten Lernphase sollte der Orgasmus in gemeinsamen Begegnungen ausgelassen werden, damit man sich in Absichtslosigkeit übt und Erwartungen reduziert. Ebenso wird empfohlen Slow Sex in der Bewegungslosigkeit zu beginnen, um zu erfahren, wie es sich anfühlt, still vereinigt zu sein.

In der zweiten Lernphase sind kleine und wenige Bewegungen des Beckens erlaubt. Hier lernt man, dass Bewegungen im Körper aus spontanen Impulsen entstehen und nicht absichtlich gemacht werden, um Lust zu erlangen.

Die dritte Phase erlaubt eine Steigerung der Bewegungen, wobei auch hier darauf geachtet wird, dass diese nicht absichtsvoll sind. Es gilt, den eigenen Körper aufmerksam wahrzunehmen und den Impulsen Raum zu geben, wodurch mehr Erregung zugelassen werden kann.

In allen drei Phasen ist es entscheidend, dass der Körper in einem entspannten Zustand verweilt und man das gegenwärtige Erleben genießt, ohne vorauszuplanen.

Nach den drei Phasen des Aufwärmens folgt die vierte Phase, die der Vereinigung. In dieser geschieht das Einführen und man genießt alle Empfindungen und die gegenseitige Nähe. Auch hierbei achtet man darauf entspannt zu sein und sich aus Impulsen heraus zu bewegen. Nach der „heißen Phase“ kommt das Ausklingen. Dabei beschließt ihr gemeinsam den Slow Sex ausklingen zu lassen und nachzuspüren, wie es euch und eurem Körper nun geht.

Ebenfalls wichtig beim Slow Sex: Kommunikation. Die Kommunikation beim Slow Sex fokussiert sich auf die Gegenwart. Du und dein*e Partner*in sprecht über das, was ihr genau jetzt körperlich und emotional wahrnehmt und was das für euch bedeutet.

Nicht jede Stellung ist für Slow Sex geeignet. Um zu überprüfen, ob sie geeignet ist, kannst du folgende Kriterien heranziehen:

  1. Jeder Muskel kann wie in einer Hängematte richtig entspannen.
  2. Sie ist nicht anstrengend und kann für 1-2 Stunden gehalten werden.
  3. Bestenfalls arbeitet die Schwerkraft

Folgende Stellungen eignen sich sehr gut für Slow Sex: „Scherenstellung“, „Falterstellung“, „Löffelchenstellung“ oder auch „die entspannte Reiterin“.

Natürlich gibt es beim „Erlernen“ von Slow Sex kleine Stolpersteine z.B., wenn du nicht mehr präsent bist oder auch wenn es zu Schwierigkeiten zwischen dir und deinem*deiner Partner*in kommt. Beides ist völlig normal und okay. Wichtig ist, dass ihr wertfrei und offen darüber sprecht, damit solche Situationen euch nicht auseinanderbringen, sondern euch stärken.

Ein weiteres Problem bzw. Argument, welches von Paaren oft beschrieben wird: „Wir haben keine Zeit dafür!“. Prüft daraufhin eure Prioritäten und findet ein gemeinsames Zeitmodell, welches für euch beide passt. Denn niemand kann euch die Zeit schenken, nur ihr könnt euch für sie entscheiden. Manchmal kommt es auch vor, dass ein*e Partner*in unterschiedlich viel Bewegung möchte. Probiert einen Mittelweg zu finden, indem ihr aus der Stille ganz sanft mit Blickkontakt in die Bewegung kommt. Die Bewegungen sollten achtsamer und bewusster ausgeführt werden.

Gemeinsam könnt ihr euch die Freiheit geben, Neues auszuprobieren, selbst wenn es sich manchmal als herausfordernd erweisen mag. Falls du körperliche Anspannung spürst, erlaube dir, dich zu entspannen. Auf diese Weise könnt ihr beide immer wieder zu der absichtslosen Haltung des Slow Sex zurückkehren. Mit Slow Sex habt ihr die Möglichkeit, gemeinsam neue Wege in eurer Kommunikation, euren Bewegungen und eurem sexuellen Erleben zu erkunden.

Janine Goliaß

Quellen:

Yella Cremer & Samuel Cremer (2019): Liebe würde Slow Sex machen.

Stockelsdorf: LoveBase Media Verlag

https://www.ritex.de/slow-sex

Weiterführende Links:

https://www.emotion.de/psychologie-partnerschaft/liebe-sex/slow-sex

https://www.spiegel.de/gesundheit/sex/slow-sex-warum-der-orgasmus-nie-das-ziel-seinsollte-a-8b679e0c-54b4-41b5-b19b-9d3b652dbe06

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