Der Kuss

Der Kuss ist die Berührung mit den (leicht gespitzten) Lippen.

Kuss-Sorten

Nach ihrer Funktion und ihrer Bedeutung lassen sich unterscheiden: Freundschafts-, Verehrungs-, Unterwerfungs-, Friedens-, Versöhnungs-, Freuden-, familiärer, mütterlicher, väterlicher, geschwisterlicher, Willkommens-, Abschieds-, Liebes- und erotischer-sexueller Kuss.

Kuss-Kultur

Geküsst werden Personen bzw. Körperteile, aber auch Gegenstände wie Fahnen, Kreuze, Altar, Bibel, Ikonen, Amulette, Spielkarten, Fotos, Briefe, Fußbälle, Fan- und Kultgegenstände. Oftmals handelt es sich um religiös-rituelle oder beschwörende Küsse. Der Verliebte küsst ersatzweise das Bildnis seiner Angebeteten. Noch heute ist der Handkuss in einigen Ländern eine übliche und höfliche Form der Begrüßung der Frau, während er in anderen Ländern ganz und gar unsittlich wäre. Das obligate Küsschen auf die Wange hingegen ist in unseren Breiten durchaus modern und zeigt Verbundenheit und Gleichgesinntheit. Der auf die eigene Hand gedrückte Kuss, der anderen symbolisch zugeworfen wird, die sogenannte Kusshand, gehört genauso zu den Gebräuchen wie die Kussfreiheit beim Fasching oder Kuhspiele, Pfänderspiele, die allerdings aus der Mode gekommen sind.

Kuss-Rituale

Seit Jahrhunderten gilt das sich küssende Paar als Sinnbild der Liebe und der Kuss als Zeichen der sexuellen Vereinigung. Bei der Verlobung und der Hochzeit war er von ritueller, teilweise auch von rechtlicher Bedeutung, und auch heute gehört der Kuss auf dem Standesamt vielfach zur Zeremonie.

Kussrituale und Kussgewohnheiten sind uralt, leben bis heute fort und finden neue Anlässe und Ausdrucksformen, vom Mannschaftskuss auf den Schützen des erlösenden Tores bis zur kussvollen Umarmung der Gewinner eines Fernsehratespiels.

Kusslose Kulturen

Der Kuss erfüllt viele Funktionen und gehört zur Sittengeschichte der Menschheit. Bei den meisten Völkern hat er seinen festen Platz im Alltagsleben.

Manche Kulturen allerdings kennen den Kuss nicht. Im alten Japan gab es nicht einmal ein Wort für den Kuss. Noch heute ist zum Beispiel bei den Eskimos oder den Lappen nicht das Berühren der Lippen, sondern das Aneinanderreiben der Nasen üblich.

Der sexuelle Kuss

Von besonderer Bedeutung ist der Kuss zwischen Verliebten oder Liebenden, der erotisierende, der sexuelle Kuss. Er stellt eine besondere Form partnerschaftlicher Intimität und sexueller Aktivität dar.

In der Lebens- und Sexualgeschichte des einzelnen Menschen bedeutet der erste “richtige” Kuss meist ein besonderes Ereignis, da er eine neue Qualität des intimen Umgangs bedeutet und meist stark erotisierend wirkt. Die intime Berührung beim Kuss weckt zwischen Erstverliebten meist völlig neue Gefühle und schafft eine bisher nicht erlebte Gemeinsamkeit. Heute haben Jugendliche durchschnittlich mit 14-15 Jahren dieses Erlebnis, Mädchen etwas früher als Jungen, manchmal schon mit 13.

Im Jugendalter ist der Kuss meist eine Vorstufe zu weitergehenden sexuellen Kontakten, die beim Küssen angebahnt, imitiert oder einverständlich vorweggenommen werden. Auch später ist für viele Pärchen das Küssen der Auftakt zu einem intimen Zusammensein, ein Ritual, das beiderseitige Bereitschaft signalisiert. Und auch während des intimen Zusammenseins werden mannigfaltig Küsse getauscht.

Der Mund-zu-Mund-Kuss gehört für viele zur Innigkeit des Geschlechtsverkehrs. Das Küssen und Kosen, das Berühren des anderen mit den Lippen, der Zunge und den Zähnen sind bei den meisten Pärchen fester Bestandteil des zärtlichen und leidenschaftlichen Liebesspiels.

Mund zu Mund – ein Formenreichtum

Auch bei den Mund-zu-Mund-Liebesküssen findet sich ein großes Repertoire: der feste Kuss mit geschlossenen Lippen, der lose Kuss mit geöffneten Lippen, der feuchte oder der trockene Kuss, der kurze oder der lange, der bittere und der süße, der unverbindliche und der bindende, der saugende Kuss mit dem Effekt des Knutschflecks, der stille und der geräuschvolle Kuss, der kurze Kuss mit schnellem Auseinanderziehen der Lippen, Schmatz genannt, der penetrierende (eindringende) Kuss, der Kuss mit Einbeziehung der Zähne (Liebesbiss), der Karpfenkuss, bei dem zwei weit geöffnete Münder aufeinander zueilen und schnappend mit einander ringen, der sanfte, geile, gehauchte, knallende, nette, drängende, leidenschaftliche Kuss.

Eine besondere Bedeutung im Liebesspiel hat der Zungenkuss. Meist ein Zeichen besonderer Intimität und als besonders erregend erlebt, ist der Zungenkuss Vorstufe, Begleitung und Zärtlichkeit beim sexuellen und partnerschaftlichen Kontakt. Das alte Kirchenrecht verwarf den Zungenkuss als Todsünde, auch beim ehelichen Geschlechtsverkehr. Menschen wurden wegen eines Zungenkusses verfolgt.

Statistisch gesehen ist die liebste Kussstelle der Mund, gefolgt von Wange, Hals, Nacken, Brust. Von Kopf bis Fuß kann jede Körperstelle zum Kuss-Ort werden, insbesondere die erogenen Zonen.

Was passiert beim Küssen?

Der Kuss hat nicht nur eine seelische Komponente, sondern auch eine körperliche. Die Lippen sind ein sehr feinfühliges Organ. Die Äderchen und Nerven liegen nicht unter einer dicken Haut, sondern sind nur von einem feinen und dünnen Epithelium bedeckt. Der Mundbereich besitzt von allen Schleimhautfalten die meisten Nerven.

Das Küssen regt einerseits an, setzt andererseits andere Empfindungen wie Schmecken, Riechen, Hören, Sehen herab. Die Sinne schwinden im wahrsten Sinne. Durch das Küssen wird der gesamte Körper erotisiert, so dass auch ein Orgasmus nicht ausgeschlossen ist. Puls und Blutdruck erhöhen sich, die Lippen schwellen an, es wird einem warm ums Herz. Die Nebenniere setzt Adrenalin frei. Chemische Substanzen, Neuropeptide, rasen durch den Körper und versetzen ihn in ein Gefühlshoch. Gleichzeitig wird das Immunsystem gestärkt. Die freudige Erregung hemmt die Produktion negativer Stresshormone.

Küssen ist gesund – allen warnenden Theorien über die Myriaden von Bakterien, die beim Küssen übertragen werden, zum Trotz.

Warum küssen wir?

Wann, wie und warum der Kuss entstand, ist umstritten – und vielleicht auch nicht so wichtig. Die einen sehen darin eine ritualisierte Futtergeste, die anderen führen ihn auf den Instinkt des Riechens und Kostens zurück. Freud sieht im Küssen ein Urbedürfnis nach der Mutterbrust. Durch das Saugen würden die Lippen des Säuglings sexualisiert und gewissermaßen kusssüchtig. Andere meinen, die Mund-zu-Mund-Fütterung sei die Wurzel des Küssens, oder verweisen auf das Verbeißen, das Schnäbeln der Turteltauben und ähnliche tierische Vorgänge.

Prof. Dr. Kurt Starke

weiterführende Links:

Einige interessante Fakten zum Thema Küssen und Gesundheit können Sie auf der Gesundheitsseite „Optikur” nachlesen:
http://www.optikur.de/gesundheit/vorsorge/kuessen/

Auf der „Kuss-Seite” gibt es Amüsantes und Nachdenkliche rund um den Kuss:
http://www.gekuesst.de

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