Neue Modelle in der Aidshilfe-Arbeit etablieren sich im Bundesgebiet. Aidshilfen schließen sich zusammen, unterhalten Beratungsstellen oder erproben gänzlich andere Strategien bis hin zu Namensänderungen. Es bleibt somit wichtig in Kontakt mit KollegInnen zu sein, die Neues bereits praktizieren. Die Mitarbeit in verschiedenen Gremien hilft hierbei besonders. So können Ideen für die eigene Entwicklung gesammelt werden. Ein gutes Netzwerk zum Austausch stellt das Ländertreffen der Aidshilfen dar. Ricardo Schulze, Vertreter Sachsens, informierte sich bei Tom Scheel über die aktuelle Situation in Mecklenburg Vorpommern.
Hallo Tom, Du bist Sprecher des Ländertreffens der Deutschen Aids-Hilfe(DAH).
Was ist das Ländertreffen?
Das Ländertreffen ist ein informelles Gremium der DAH. Die Mitglieder vertreten die Interessen ihrer Landesstrukturen. Zum Beispiel als Geschäftsführ/innen von Landesverbänden, Sprecher/innen von Landesarbeitsgemeinschaften und ähnliches. Fast alle Bundesländer sind vertreten
Du vertrittst das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern (M-V). Was machst Du da?
Ich arbeite in einer regionalen Aidshilfe – im Centrum für sexuelle Gesundheit Rostock. Und wie es für Mitarbeiter von kleinen Aidshilfen typisch ist, mache ich fast alles von Beratung über Prävention und Begleitung bis hin zum Schnelltest. Außerdem bin ich im CSG als Sexualpädagoge und -berater tätig. Und ein sehr wichtiger Punkt in meiner Arbeit ist die Vernetzung. Ich bin zudem der Sprecher der „Landesarbeitsgemeinschaft sexuelle Gesundheit & Aidshilfe in M-V“. In M-V haben wir keinen Landesverband.
Wie sieht die Aidshilfe-Landschaft in M-V aus?
Bis Ende 2014 hatten wir in Mecklenburg-Vorpommern vier Aidshilfen mit insgesamt fünf Beratungsstellen in Neubrandenburg, Rostock, Schwerin, Stralsund und Wismar.
Seit Anfang 2015 sind es weiterhin fünf Beratungstelle, allerdings betrieben von nur noch drei Vereinen. Das CSG Rostock betreibt jetzt eine Außenstelle in Neubrandenburg. Die dortige Aidshilfe musste aus verschiedenen Gründen schließen. Und wir haben gemeinsam mit dem Land und dem betreffenden Landkreis überlegt, wie Aidshilfe dort gehalten werden kann. Dabei sind wir zu dem Modell mit der Außenstelle gekommen.
Welche aktuellen Herausforderungen siehst Du?
Eine Herausforderung ist natürlich, die neue Außenstelle zum Laufen zu bringen und zu sehen, ob alles so funktioniert, wie wir uns das vorstellen. Vor allem für die Menschen vor Ort.
Große Herausforderungen sind zudem die geringe Bevölkerungsdichte und im Gegensatz dazu die großen Einzugsgebiete. Der größte Landkreis bei uns ist größer als das gesamte Saarland. Dadurch gibt es etliche „weiße Flecke“ in der Aidshilfe-Landschaft von M-V.
Hinzu kommen eine stagnierende finanzielle Förderung und rückläufige Spendeneinnahmen. Und das ganze vor dem Hintergrund gestiegener HIV-Erstdiagnosen und Syphilis-Infektionen in Mecklenburg-Vorpommern.
Tom, danke für den kurzen Einblick! rs+cw